Oder: Warum wir die Bürokratie überwinden müssen! Einige Blitzgedanken zur Bürokratie.
Cogito ergo sum.
René Descartes
(deutsch: „Ich denke, also bin ich.“)
Wie entsteht Bürokratie?
Bürokratie ensteht aus Regeln und Gesetzen. Diese wiederum werden ins Leben gerufen von eigens dafür eingerichteten Instanzen und Gremien. Das fängt an beim Verein und seiner Satzung und geht bis zu Gesetzen im Staat, für die die Legislative verantwortlich und zuständig ist. Die eigentliche Bürokratie entsteht in dem Moment, in dem man einen ganzen Verwaltungsapparat um diese Regeln und Gesetze herum baut, der einzig zu dem Zweck existiert, die Einhaltung der Regeln sicher zu stellen und genau zu überprüfen. Doch was soll daran schlimm sein? Dazu zunächst die Frage …
Was ist Bürokratie?
Das Wort Bürokratie ist zusammengesetzt aus „Büro“ und „-kratie“, wobei letzteres soviel wie Stärke, Macht, Herrschaft bedeutet. „Büro“ wiederum ist ein Raum für Verwaltungstätigkeiten, beschreibt das starre Handeln nach zugewiesenen Zuständigkeiten, nach Regeln und Vorschriften. Das Urbild eines Bürokraten ist der preußische Beamte. Diese Bevölkerungsgruppe hatte im preußischen Reich den Zweck, die Vorherrschaft der Exekutive in Form der Heerestruppen, Soldaten und an deren Spitze letztlich des Kaisers zu sichern. Der Beamte machte Dienst „streng nach Vorschrift“. Regeln und Vorgaben wurden nicht hinterfragt, sondern soldatisch ausgeführt.
Kritik an der Bürokratie
Hier genau liegt der augenscheinlichste Kritikpunkt an der Bürokratie, dass nämlich auszuführende Vorgaben nicht oder nicht mehr hinterfragt werden. Es ist das genaue Gegenteil des kindlichen „Wieso? Weshalb? Warum?“, stattdessen ein stumpfes Ausführen von Direktiven. Warum das extrem kritisch zu sehen ist, wird sehr anschaulich in den „Yes – No“-Clips des Italieners Bruno Bozzetto gezeigt:
Man kann sicher über diese Beispiele schmunzeln, doch zeigen sie sehr deutlich, dass es keine Regel ohne Ausnahme gibt. Also: Warum Bürokratie? Im Straßenverkehr sind klare Regeln nötig, da hier Verkehrsteilnehmer mit sehr unterschiedlichen Vorausetzungen aufeinander treffen. Durch die Regeln gleichen sich die Teilnehmer indirekt ab, stimmen sich aufeinander ab, ohne sich zu kennen. Heute schon sind in dieser Domäne die Maschinen (autonomes Fahren) technisch besser als die Menschen. Allein fehlt ihnen die moralische Instanz, die ein Mensch hat.
Philosophie und Regeln
Genau hier nämlich sieht es anders aus: im philosophisch-moralischen Bereich. Denn hier ist es einfach, sich auf ein Grundgerüst von Regeln des zwischenmenschlichen Zusammenlebens zu einigen. Wir Demokraten bezeichnen sie als Menschenrechte oder auch wir Bürger in Deutschland als Grundgesetz. Von diesen grundlegenden Regeln darf es keine Ausnahmen geben.
Bürokratie und der denkende Mensch
Leider wurde gerade hier auch in demokratischen Ländern wie Deutschland die Moral schon mit Füßen getreten, so beispielsweise 1992 mit dem sogenannten Asylkompromiss. Aus meiner Sicht war auch dies ein Streich der Bürokratie, nämlich durch den Bundestag als gesetzgebender Institution des Landes. Letztlich legt die Legislative immer mehr Gesetze fest und erweitert und untermauert damit die Bedeutung der Bürokratie. Genau das aber ist die Crux: Die vielen Gesetze führen zu immer mehr Widersprüchen in der Gesetzgebung. Immer wieder stellt die Rechtsprechung in letzter Instanz (in Deutschland am Bundesverfassungsgericht) fest, dass von der Legislative erlassene Gesetze gelegentlich mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sind. Hier genau liegt die große Schwäche der Bürokratie. Sie ist nicht fähig, im Speziellen, im gesonderten Einzelfall die richtige Entscheidung zu treffen. Für solch eine Entscheidung sind moralischer wie sachlicher Verstand und Augenmaß nötig. Diese kann nur der denkende Mensch mitbringen.
Die Welt von heute
Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.
Marie von Ebner-Eschenbach
Doch solange die Dummheit die Welt regiert, ist nicht davon auszugehen, dass es genügend denkende Menschen gibt, die die besagten richtigen Entscheidungen treffen können. Deshalb ist in dieser Entwicklungstufe der Menschheit ein bürokratisches Regelwerk unerlässlich. Ohne dieses Regelwerk würde die vorherrschende Dummheit die Welt in totales Tohu Wa-bohu stürzen. Der (moralisch) Dumme wird durch die Regeln am Schlimmsten gehindert. Beispiele dafür sind Autokraten wie Erdogan, Putin, Trump und andere, die aufgrund der jeweiligen Verfassungsgebung des Landes nicht völlig ungebremst auf die Menschheit losgelassen werden. Aber auch Rechtspopulisten in aller Welt sehen sich durch Recht und Gesetz gebremst. Ihre moralisch verwerflichen Ziele können sie nicht ungehindert umsetzen. Dazu zählen die Ausgrenzung von Verfolgten und Minderheiten oder auch die Schändung von Menschenrechten oder Naturschutz. Hier hat also ein bürokratisches Regelwerk eine Daseinsberechtigung.
Die Vision oder warum wir die Bürokratie überwinden müssen
Doch obgleich dieser Erkenntnis ist der jetzige Zustand der Weltgemeinschaft keiner, auf dem man sich ausruhen kann. Das anzustrebende, wünschenswerte Zusammenleben nämlich sieht anders aus. In dieser fernen Gesellschaft, der wir uns durch zunehmende Bildung auf der Welt nähern können, übernimmt jeder denkende Einzelne die Rolle einer starken moralischen Instanz. Diese Instanz vertritt in natürlicher Weise die Menschenrechte. Der Einzelne sieht selbst seine Freiheit dort enden, wo die Freiheit des und der anderen beginnt. Die Menschen finden dann in jeder speziellen Situation die moralisch richtige Entscheidung, ohne sich auf Paragraphen und starre Regeln der Bürokratie berufen zu müssen. So kann man letztlich Bürokratie komplett abbauen. Dann erst ist die Bürokratie überwunden. Dann erst kann der Mensch im Einklang mit sich und der Natur leben.
eigene Gedanken, SH 09.2019
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