Ein Wort vorweg…
Was ist Wahrheit? – Wahrheit ist die richtige Beschreibung dessen, was ist. Und: Niemand kann sicher wissen, was wirklich ist. Wir Menschen können uns dem, was ist, nur immer weiter annähern. Dennoch, um ein einfaches Beispiel zu nennen, gibt es klare Fakten. Etwa, dass die Erde keine Scheibe ist.
Politik und Wahrheit
Doch wir befinden uns in der Post-Trump-Ära. Mitten in der Corona-Pandemie haben Rechtspopulisten, Umstürzler und Schwurbler immer noch Hochkonjunktur. Ihr größter Feind: die Wahrheit.
Systematisch demontieren sie wissenschaftliche Erkenntnisse, um politischen Vorteil zu erlangen. Verbreiten Lügen und sprechen offen von „alternativen Fakten“. Jeder habe das Recht auf seine eigene Wahrheit. Dieses Recht verkaufen sie als Meinungsfreiheit. Tragen Radikalismus, Menschenverachtung und Dummheit gepaart mit Gewalt und Umsturzplänen in unsere Demokratien. Es geht um viel Geld und Macht.
Doch auch die herrschenden Konzerne und Superreichen, die mit ihrem Geld die aktuelle Politik erkaufen, stehen sich mit der Wahrheit nicht gut. Sie kaufen demokratische Politiker*innen und Medien, bestimmen, was öffentlich passiert. Lenken ÖRR genauso wie Armeen von Social-Media-Bots. Immer darauf bedacht, dass in ihrem Sinne berichtet wird.
Das mag für manche/n wie eine Verschwörungstheorie klingen. Aber ein logisch denkender Mensch kann zu keinem anderen Schluss kommen. Zu groß sind die logischen Widersprüche, die durch die am Ende nicht vollkommen kontrollierbare Informationsflut in den Medien entstehen. Lügen und Fehlinformationen sind offenbar seit jeher Teil des Tagesgeschäfts. Wahrheit lässt sich nur erschließen, ob in einer Demokratie oder in einer Autokratie.
Die Suche nach Wahrheit ist am Ende des Tages Privatsache. Bildung und die Fähigkeit logisch zu denken sind dabei die Schlüssel zur Erkenntnis. Hier sind Logik und Mathematik von enormer Bedeutung.
Mathematik und Wahrheit
Brauchen wir Logik und Mathematik, um die Welt zu verstehen? Um zu verstehen, was wahr ist? Der Nobelpreisträger Richard P. Feynman sagte, dass Mathematik die Sprache sei, in der die Natur spricht. Ohne sie könne man letztlich nur einen oberflächlichen Zugang zur Schönheit der Natur erlangen. Feynman war Physiker. Wenn er von Natur sprach, meinte er wohl die materielle Wirklichkeit.
Meine persönliche Sicht ist, dass es zu den perfekten, logischen Strukturen der Mathematik das Prinzip des Fehlers braucht. Fehler im Sinne einer Abweichung von einem Gesetz oder einer Regel. Etwas, was nicht passt, und trotzdem ist. Erst wenn man abstraktes Denken lernt, und Abweichungen als solche erkennt, sieht man die Bedeutung der Mathematik. Die Bedeutung in dem Unterfangen, die Welt zu verstehen. Dazu gehört auch, den Fehler wertzuschätzen. Durch Fehler lernen wir.
Mehr Wahrheit
Sicher gibt es deutlich mehr Wahrheit, als die, die in materieller Wirklichkeit und reiner Mathematik verborgen ist. Doch wie groß der darin liegende Teil der Wahrheit ist, zeigt die Macht der Maschinen und künstlichen Intelligenz. Gleichzeitig richten letztere beiden im Krieg gegen die belebte Natur großen Schaden an. Es scheint, dass wir Wesentliches ausgeklammert haben.
Aber kann man denn ohne Logik, ohne logische Strukturen und letztlich Mathematik überhaupt etwas verstehen? Sich der Wahrheit als Ganzes nähern? Verflacht ohne sie nicht alles zu bloßen Annahmen, ohne zwingenden Bezug zueinander? Oder ist Wahrheit in Wirklichkeit Glaubenssache, die dogmatisch abgeleitet wird wie in der Religion oder Esoterik, den Medien oder der Politik?
Die Summe der einzelnen Teile
Die Wahrheit als Ganzes setzt sich aus einzelnen Teilen zusammen. Doch die logischen Teile davon sind gerade diejenigen, die sich verbindlich vermitteln lassen. Gelogene Logik ist sehr leicht zu erkennen. Widersprüche gibt es in der reinen Mathematik nicht. So gesehen ist Mathematik der Teil der Wahrheit, der ohne Erfahrung überprüfbar ist. Wenngleich der Fehler, die Abweichung, und besonders die Erkenntnis desselben untrennbar dazu gehört.
Ein anderer Teil der Wahrheit ist sehr persönlich. Es ist der Teil, den man im eigenen Umfeld, im eigenen Leben erfahren hat. Die Erfahrungen. Ein/e Heizungsinstallateur*in zum Beispiel, die/der ihr/sein Leben lang fossile Heizungen verbaut hat, kann sich auch bei noch so guter Argumentation nicht vorstellen, dass fossile Energieträger nicht die Zukunft sind. Dennoch ist es die Wahrheit, wenn wir wollen, dass die Menscheit weitere 100 Jahre überlebt.
Ein/e Politiker*in, deren/dessen Macht in Deutschland von großen Automobilkonzernen abhängt, wird sich niemals für ein Tempolimit aussprechen, auch wenn das einzige Argument gegen ein solches Limit das schnellere Fahren der Autos ist, und alle vernünftigen Argumente dafür sprechen. Lügen lassen sich wie in diesem Beispiel oft sehr leicht aufdecken.
Um zu entscheiden, ob eine Information wahr ist, ist von enormer Bedeutung, woher diese Information stammt. Wer sie gestreut hat, und was dessen Kontext ist. Eine wahre Information ist niemals in sich widersprüchlich. Gerade das aber findet sich in den Medien der Schwurbler und Rechtspopulisten, doch leider ebenso in den regulären Medien: der Geruch von Lüge und Widerspruch.
Fazit
Niemand kann seine eigene Existenz einfach in Frage stellen. Kein machtbesessener, korrupter Politiker kann einfach das Richtige tun. Es gibt eben sehr viele Motivationen, eine Äußerung zu treffen oder etwas Bestimmtes zu tun. In den seltensten Fällen geht es dabei um die Wahrheit oder das Richtige.
Feindbilder, Angst und Hass, Eitelkeit, Machtgeilheit und Geld sind leider all zu oft der Motor für gesellschaftliches Verhalten großer Gruppen und ihrer Vertreter und Vorbilder. Die Wahrheit bleibt dabei sehr oft auf der Strecke.
Oder die Wahrheit bleibt eben: Privatsache.
SH, 3.1.2022
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